2. Juli 2025 – Beim Spaziergang durch die Stadt fallen sie unweigerlich ins Auge: Inmitten von Passanten und Alltagshektik stehen Frauen und Männer – still, mit einem Lächeln auf den Lippen und einem schlichten orangen Herzschild in der Hand. Darauf ist ein einfacher, signifikanter Satz zu lesen: „Ich höre dir zu.“
Keine Werbung, kein politischer Appell verbirgt sich hinter dieser schlichten Botschaft. Sie möchte „nur“ als offenes Ohr verstanden werden. Die Message richtet sich klar gegen die immer präsenter werdende Isolation. Dagegen und für mehr Achtsamkeit im Umgang miteinander bieten Ehrenämtler ihre ungeteilte Aufmerksamkeit an – ohne Vorurteile, ohne Unterbrechung, ohne Eile. Wer sich endlich einmal aussprechen möchte, kann sich im Park oder in der Fußgängerzone auf eine Bank setzen und darf reden.
Ohne Hintergedanken einfach nur aussprechen
Mitteilungsbedürftige lüften dabei ihre Geheimnisse, teilen schmerzhafte Erinnerungen, machen sich Gedanken über die Zukunft oder fragen um Rat, wenn es gerade schwer ist, die richtigen Worte zu finden. Kurzum: Alle haben die Möglichkeit, das loszuwerden, was ihnen am Herzen liegt. Dieses konstruktive Interagieren wird somit zu einer regelrecht beflügelnden Begegnung, die Anteilnahme und Fürsorge aktiv vorlebt, für die Nöte anderer sensibilisiert.
Doch nicht nur Negatives kommt bei den spontanen Zusammenkünften zur Sprache. Auch schöne Erfahrungen wie die Geburt eines Kindes, bestandene Prüfungen und die große Liebe sind häufig Themen.
Ins Leben gerufen hat das Projekt die Initiative „Zuhören.Draussen“: „Wir träumen von einer Gesellschaft, in der Einsamkeit und soziale Spaltung überwunden sind und durch achtsames Zuhören eine respektvolle und empathische Gesprächskultur im öffentlichen Raum etabliert ist“, lautet ihr Credo. „Wir sind davon überzeugt, dass Begegnungen mit Menschen, die aus völlig anderen Lebensumständen kommen und außerhalb unserer Blasen sind, unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern.“
„Zuhören.Draussen“ gibt es mittlerweile in Bonn, Dinslaken, Düsseldorf, Eltville, Gladbeck, Ingolstadt, Köln, Münster, Ratingen und Solingen.
